Versuch, zu erläutern warum ein Bild Erfolg hat oder nicht !
Kleiner Workshop

(aufgezeichnet, gelesen ausgewertet und wiedergegeben von picture-e) Nur für den privaten Gebrauch in Fotoclubs und Fotogemeinschaften. Keine Veröffentlichungen und gewerbliche Nutzungen erwünscht. Ausarbeitung für den Workshop des FC-Fotostammtisches Münster im Jan. 2012
Ein Bild soll neugierig machen.
(making of: Lichtzelt, Lampen von rechts und links, fast schattenfrei. Helicon-Aufnahme mit 6 Bildern. Schärfe von unten nach oben in Stufen gesetzt. Den unteren Teil freigestellt in PSE 14 und die Freistellung mit dem Fractaliusfilter bearbeitet. (zu Fractalius später mehr).
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Meine Weisheiten habe ich durch vieles Probieren, Studieren von Fachliteratur und wieder probieren und aus den Erkenntnissen meines Vorprobierens geschöpft.
Ich habe mal die wichtigsten Regeln aus Literaturen von Fotofachexperten gesammelt und zusammengesucht und mit eigenen Anmerkungen und Ergänzungen aus eigenen Erfahrungen versehen. Ich stehe dazu, das ich mich an diese Literaturen anlehne ich habe daraus gelernt und lerne immer noch und das ist gut so.
Meine literarischen Weisheiten sind aus diversen Büchern und Publikationen, die ich lese, ausgeliehen um sie hier wiederzugeben. Es ist somit nicht auf meinem Mist gewachsen aber ich habe diese Publikationen verinnerlicht und habe sie so verstanden das ich damit arbeiten und mich weiter entwickeln kann.
Zitat: Wer sehen kann, kann auch fotografieren. Sehen lernen kann allerdings lange dauern. (dieser Spruch kommt als Werbespruch aus dem Hause Leica AG. Diesen Spruch möchte ich meinem ganzen Vortrag vorwegschicken.
Immer wieder die Frage, was ist ein gutes Bild?
Leichte Antwort: Ein Bild ist gut, wenn der Betrachter es länger als 1 sec. betrachtet und animiert wird, sich seine eigenen Gedanken zu machen, seine eigene Interpretation zu schaffen und wenn er überhaupt dazu bereit ist, das zu tun.
- Das Bild muss ihn in seinen Bann ziehen,
- es muß ihn interessieren, Interesse wecken,
- je spannender die Erzählung umso interessierter der Betrachter.
- Das Bild und sein Inhalt muß sich in der Erinnerung des Betrachters „einbrennen“
- Das Bild muß einen treffenden Titel haben, oftmals wird erst dann das Bild zu einem wahren Hingucker weil der Betrachter jetzt auch sein „Kopfkino“ einschaltet. Oftmals erhalten „banale“ Bilder erst dadurch die richtige Würze und den Erinnerungswert.
Der Mensch reagiert auf:
- Farben, Kontraste
- Formen
- Linien
- Szenen
- Emotionen
- Ideen
- Absurdes, Komisches
- Erläuterungen/Vorgaben
- Leserichtungen
- Titel und Bedbeschreibungen.
Alles zusammen ergibt das gute Bild. Wenn das Auge einen
roten Punkt
sieht, wird es angelockt. Der Mensch schaut hin. Das kennen wir von früher, wenn jeder darauf erpicht war, einen roten Flecken ins Bild zu setzen.
Formen sind ganz wichtig.
Viele Formen stoßen ab, andere ziehen an. Wir denken dabei z.B. an die Form einer Coca Cola Flasche, die etwas weibliches versinnbildlichte und ein absoluter Renner war.
Linien, sie sind ein Hinweis, ein Wegweiser. Das Auge wird an der Linie langeführt.
Szenen können Interesse wecken, wenn sie ruhig, gelassen, aufregend, abstoßend, emotionell, sportiv oder gruselig sind.
Alles das gilt es jetzt in ein Bild hineinzuarbeiten.
Es geht nicht, das alles zusammen eingesetzt werden kann, aber man sollte vor der Aufnahme überlegen, ob wenigstens ein oder zwei der vorgenannten Eigenschaften im Bild sich wiederspiegeln.
In der Literatur, in abgewandelter Form zu finden. z.B. in der Zeitschrift Foto und Video die sich sehr um die Grundformen des fotografischen Aufbaus bemüht sie zu erklären.
Fotografische Grundregeln
Wer als Anfänger die Gestaltungsregeln der Fotografie ignoriert, hat keinen Verstand!
Wer sich aber fotolebenslang daran klammert, hat keine Phantasie (Detlev Motz
Aber: man sollte sie kennen.
1 . Die Bildidee
Wer ideenlos drauflos fotografiert wird kein beachtenswertes Fotos hervorbringen.
Wenn man selbst ein wenig Regie führt bei JEDEM Bild, es sei denn es ist eine Momentaufnahme, dann kann man die vorgenannten Regeln anwenden, und das Ergebnis ist beachtenswert.
Ohne Idee, kein Bild!
Man sieht das oft bei geführten Reisegruppen, denen man ein Motiv zeigt und alle Arme springen hoch mit der Kamera bewaffnet, man drückt ab und das war es.
Gerade 1 Meter neben der Gruppe eröffnen sich die wahren Motive, da diese einen unbekannten Blickwinkel offerieren. Wer nicht sieht, der bringt kein beachtenswertes Foto mit nach Hause.
- Die Drittelregel
Diese Regel zu beachten heißt, so gut wie nichts falsch zu machen.
Die Leserichtung ist von links nach rechts und die Blickrichtung ist von unten links nach oben rechts.
Somit sollte im ersten Drittel des Bildes der Aufbau mit dem Hauptobjekt beginnen, sich abschwächen im 2. Drittel und auslaufen im 3. Drittel.
Die meisten Anfänger setzen das bestimmende Element in die Mitte, so erhält man in aller Regel langweilige Bilder.
Die Bewegungsrichtung
Diese Regel beschäftigt sich damit, wie die Augen ungefähr übers Bild wandern. Ein sich bewegendes Objekt sollte immer in seiner Bewegungsrichtung Platz haben.
Hinter einem solchen Raum beginnt der „tote Raum“. Wenn das Hauptobjekt in der Lesrichtung vorne beginnt und dahinter dieser tote Raum entsteht, ist alles dahinter ohne Bedeutung.
Der westeuropäische Mensch hat die Angewohnheit von links nach rechts zu lesen. Dem sollte man bei einem Bild Rechnung tragen.
Man sollte in das Bild hineinschauen und nicht aus der Richtung der Augen aus dem Bild hinausschauen.
Die Fibonacci-Spirale
Als ich erstmals davon las konnte ich wenig damit anfangen.
Wenn man dann aber den Gedanken „Spirale“ aufnimmt und das auf eine Bildbetrachtung überträgt, dann stellt man schnell fest, das fast jedes Bild, wenn die Inhalte stimmen, spiralförmig von den Augen abgetastet wird.
Fast alle Formen in der Natur, Schneckenhäuser, Blüten, Meereswellen, bis hin zu Galaxien im Weltraum sind so aufgebaut.
Ein Bild fesselt gerade dann den Betrachter, wenn es deren großen Bogen aufnimmt, wodurch das Auge wunderbar durchs Bild geführt wird.
- Mit Linien arbeiten
Es hat schon früher geheißen, dass eine Diagonale im Bild dem Bild den Blickweg anzeigt.
Die Linien ziehen den Betrachter in die Szene hinein.
Der Blick folgt solchen Linien. Linien sollten genau in den Bildecken beginnen oder enden, dann unterstützen sie die räumliche Wirkung des Fotos am stärksten.
- Format füllen oder der enge Ausschnitt
Das Salz in der Suppe sind Details.
Wer um das eigentliche Motiv zu viel Raum lässt, vergibt jede Bildwirkung.
Je enger, je besser, umso deutlicher wird die Bildaussage.
Ich zitiere den bekannten Kriegsfotografen Robert Capa der sagte: „Wenn Deine Fotos nicht gut genug sind, warst Du nicht nah genug dran“.
Kannst Du nicht nah genug heran, dann denke an Ausschnitte bei der Bearbeitung, schneide bis auf das Wesentliche.
Wenn Du Fleisch vor Dir hast schneidest Du ja auch das Filet heraus und kredenzt es Deinen Gästen. Zitat: „ Mach sichtbar, was ohne dich nie wahrgenommen worden wäre. (Robert Bresson)
- Natürliche Rahmen
Man kann mit allen möglichen Programmen Rahmen produzieren bis zur Bewusstlosigkeit.
Der natürliche Rahmen, Ein Fenster, eine Tür, Bäume, ein Schlüsselloch, Zweige, Spiegel etc. verstärken die Bildwirkung. Der Hauptfokus wird unterstrichen.
Der Rahmen muß nicht zwingend scharf abgebildet werden damit er möglicherweise nicht von dem Hauptmotiv ablenkt.
8. Besser einfach als überfrachtet.
Weniger ist mehr heißt ein Allgemeinsatz und trifft voll auf Fotos zu. Das Wesentliche soll hervorgehoben werden. Dieses Wesentliche hat die beste Wirkungsentfaltung.
Das Auge wird müde wenn es innerhalb eines Bildes zu viele Objekte aufnehmen soll und sie „verarbeiten“ soll. Hier kann die Bildbearbeitung helfen, die wir in der Folge des Workshops erläutern werden.
Z.B. die CK-Bearbeitung. Damit habe ich die Möglichkeit, exakt das Bildwesentliche darzustellen und das Übrige in die Bedeutungslosigkeit zu schicken.
- Hoch- oder Queraufnahme
Aus Bequemlichkeit wird meistens bei Amateuren das Querformat bevorzugt. Passt mal etwas nicht auf das Bild denkt man über das Hochformat nach.
Ein Porträt im Hochformat schmeichelt dem Model, quer wirkt das Gesicht fülliger. Mit Quer betont man die Breite und Weite z.B. in der Landschaftsfotografie.
Man beachte: Im englischen heißt Hochformat „Portrait“ und Querformat „Landscape“.
- Vordergrund
Dem Vordergrund kommt eine nicht zu unterschätzende Bedeutung bei. Eine Aufnahme vom Meer, vom kurzen Strand bis zum Himmelsende, ist oft fade.
Wenn z,.B. eine Muschel im seitlichen Vordergrund liegt, wird das Auge auf diesen scharfen Gegenstand gelenkt und dann geht der Blick in die Weite. Ruhig das Weitwinkel gezielt einsetzen.
Der Vordergrund wird übertrieben groß abgebildet, was zusätzlich die Spannung im Bild erhöht. Auch kann ein natürlicher Rahmen oft Wunder wirken, z.B. die Äste eines Baumes.
- Der Bildausschnitt
Nachdem wir nun alle Grundregeln beachtet haben wird das Bild bearbeitet. Selten ist das fotografierte Ergebnis das Endergebnis.
Es folgt neben der Bearbeitung der Schärfe, Farbe, der SCHNITT.
Erst durch den Schnitt erhält das Bild den letzten Schliff, darum erwähne ich dieses wichtige Gestaltungselement auch zum Schluss meiner Betrachtungen zum „Bild“.
Was geschieht, wenn ich mir irgendetwas ansehe?
Richtig, ich fokussiere direkt auf das Wesentliche, auf den Punkt.
Man sagt ja auch oft, „komm doch mal auf den Punkt“.
So ist es auch bei dem Bild. Ich stelle möglichst das Wichtige, den Inhalt meiner Bildaussage, dar.
Ich komme somit auf den „Punkt“.
Das Beiwerk sehe ich im nomalen Leben ja auch nur ungeschärft, aber meinen Interessepunkt sehe ich scharf und zentral.
Also gilt die Lehrmeinung! Ran an das Motiv, ran an den bildwichtigen Teil. (siehe Top 6)
Aaaaaber, spätestens gilt auch hier:
Zitat vom Anfang unseres Workshopeinstiegs: Wer als Anfänger die Gestaltungsregeln der Fotografie ignoriert, hat keinen Verstand!
Wer sich aber fotolebenslang daran klammert, hat keine Phantasie (Detlev Motz)
Wenn das geschehen ist, sind evtl. noch hier und da kleine Retuschen notwendig. Aber dazu demnächst mehr, bzw. gleich mehr, wenn darüber umfassende Auskunft gibt.
Das bisher beschriebene kann man ohne großes weiteres technisches oder programmtechnisches Equipment ausführen. Wenn es dann aber um die Feinheiten geht, die die heutige
„Labortechnik“
uns ermöglicht, dann muß man sich noch mit einigen weiteren fotografisch-technischen Möglichkeiten auseinandersetzen.
Was abschließend erfolgen sollte!
- Benenne das Bild, gibt ihm einen aussagekräftigen Titel. Mit dem Titel hauchst Du dem Bild Leben ein.
- Die Betonung liegt auf „aussagefähig“.
- Lenke den Betrachter auf deine Sicht der Dinge. Lasse ihm aber auch Spielraum Deinen Titel zu korrigieren oder abzuändern.
- Jeder sieht manches halt eben anders. Gibt Deinem Titel evtl. einen Spritzer Humor mit auf den Weg. Humor, Witz, ist das was in Erinnerung haften bleibt mit dem Bild.
- Je mehr Bild und Text eine Einheit bilden um so mehr bleibt die Erinnerung mit beidem verknüpft. (siehe oben, dort am Anfang schon mal ausführlich darauf hingewiesen).
Diese Ausführungen lassen sich noch unbegrenzt weiter ausführen was ich auch von Fall zu Fall mir vorgenommen habe.
Vielleicht ist das, was ich hier zu Papier gebracht habe und für den interessierten Fotografen zusammengesucht habe aus Literatur und eigenen Erkenntnissen, für den Einen oder den Anderen eine kleine Hilfestellung demnächst mit einem besseren Foto nach Hause zu kommen.
Der Lohn der Beachtung ist das Lob der Betrachter.
In diesem Sinne
Gut Licht!
picture-e
Dieser Text wird in unregelmäßigen Zeitabständen ergänzt.
Literaturhinweise:
Zitatensammlung der Fotografen.
Chip Foto-Video –Fotos perfekt gestalten-
Entnommen der Zeitschrift Chip Foto-Video, Positionen 1-10
